GOLD – vom Nicht-genug-Bekommen

GOLD! Szenenfoto

GOLD – vom Nicht-genug-Bekommen

Premiere am 20. November 2022 (gesehen am 22. November)

GOLD!
Musiktheater von Leonard Evers für alle ab 5 Jahren
Libretto von Flora Verbrugge nach den Brüdern Grimm
Deutsche Übersetzung von Barbara Buri
Musikalische Leitung: ANDREY DOYNIKOV
Regie JOHANNES OERTEL
Bühne HANS-HOLGER SCHMIDT
Kostüm FABIENNE ANK
Dramaturgie CORINNA JAROSCH
Jacob (Gesang) – Rahel Brede
Fisch (Schlagwerk) – Andrey Doynikov, Nikita Martynychev
Gold (Tanz) – Martha Jurowski

Leonard Evers, geboren 1985, ist Literaturwissenschaftler, Dirigent und Komponist. Als Komponist eher zeitgenössisch oder im Jazz unterwegs, dirigiert er auch klassisch oder fühlt sich mit Jazz und Improvisation wohl. Und auch ohne das Studium der vergleichenden Literaturwissenschaft kannte er, wie wohl fast jeder, das Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“. Evers fügte 2012 seine Talente zusammen und schuf mit GOLD ein Theater-Einstiegswerk für Kinder, das Märchen, Tanz, Klangvariationen, Erzählung und klassischen Gesang vereint. An die Stelle des Fischers tritt ein Kind, Jacob. Der Fisch wird bei ihm zur Figur Gold, einer Tänzerin. Und der eigentliche Fisch soll klanglich, in Form einer großen Percussion-Station, zur Wirkung kommen.
Soll – denn es gibt einige Dinge, die nicht funktionieren.
Vorausgeschickt: Das ist auch fast egal, denn im Vordergrund steht ein für die Kinder sehr gelungenes Theatererlebnis.
Zwar erschließt sich weder Kindern noch Erwachsenen (die nicht zuvor ins Programm geschaut haben), dass die Tänzerin nicht der Fisch sein soll, noch versteht der ganz überwiegende Teil der Kinder die Handlung, dafür aber staunen sie über allerlei Bühnenzauber und Verwandlungen. Sie sehen, woher all die Klänge kommen – und sie können mitmachen. Neben jedem Kinderplatz steht eine blaue Kiste, und der Fisch (ähm, „Gold“) weist sie jeweils darauf hin, was daraus sie gerade wie verwenden können.
Inzwischen geht allerdings die Handlung weiter, auch während die Kinder weiterspielen oder ihre Kisten wieder einpacken – doch sei es drum, auf Seiten der Handlung hat die Inszenierung ohnehin lange verloren. Da haben Erwachsene etwas gut gemeint und mit (zu) viel Einsatz versucht auf die Bühne zu bringen. Obwohl dort nur drei Personen sind und nur eine davon erzählt und singt, passiert einfach drumherum zu viel, um den Kern kindgerecht zu vermitteln.
Doch, wie gesagt, nichts davon stört die Kinder, ganz im Gegenteil. Sie genießen die bunte Vielfalt und die schönen Eindrücke ganz unmittelbar, ohne einen tiefen Sinn herauspicken zu müssen.
Und so fällt das Fazit einer Sechsjährigen wie folgt aus: Das war toll … die Zauberkisten … dass wir das Wetter und den Sturm mitmachen konnten … die Puppe mit den Kleidern … wie sie gesungen hat … der Mann mit den Instrumenten … die Schuhe, die immer höher wurden …schade, dass der Fisch so traurig wurde – dann ging es ihm wieder gut! Also: Ja, gebt Euren Kindern die Chance, das alles selbst zu erleben: Theater ganz nah und intensiv, ganz liebe- und fantasievoll – und die Sozialkritik und Philosophie überlassen wir den Großen.

Ab 2. Dezember, 10 Uhr, ist die Inszenierung bis April 2023 neunmal im Programm.

Text: Jens Pittasch

Informationen und Karten

TV-Beitrag, Proben und Vorbereitung, ab Minute 15:38

Video zum Stück

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