WE HAVE A PROBLEM – und auch die Lösung?

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WE HAVE A PROBLEM – und auch die Lösung?

Staatstheater Cottbus
eine Musiktheaterproduktion des Theaterjugendclubs, in Kooperation mit dem Pop-Chor des Max-Steenbeck-Gymnasiums Cottbus

Premiere am 16. Juni 2023

„Alle Probleme lösen – nicht weniger haben sich die Jugendlichen des jungen Ensembles diesmal vorgenommen.“,
so die Ankündigung des Staatstheaters zur aktuellen Musiktheaterproduktion des Theaterjugendclubs.

Auch wenn man natürlich davon ausgeht, dass das mit etwas Augenzwinkern gemeint sein dürfte, geht man doch einigermaßen erwartungsvoll in die Kammerbühne.

Dort tut sich zur angesagten Startzeit erst einmal nichts. Kein Einlass, kein Hinweis.

Dann öffnet sich eine Tür des Saals, jedoch nicht, damit wir hineinkönnen – heraus kommt, so wird erklärt, die Taskforce zur Lösung aller Probleme.
Den Beweis wollen die Jugendlichen sogleich antreten und errichten im Foyer mehrere …hm, sagen wir: Erlebnisstände.
Dort meditiert jemand für einen, jemand anderes gibt einem immer Recht, jemand will die Gäste zum Lachen bringen, es soll einem Rhythmus beigebracht werden, …
So weit, so gut, die Idee kommt teils an – funktioniert jedoch mit den überraschten Gästen nur bedingt und dauert zu lange.

Dann dürfen wir hinein, auf der Bühne ein Berg Retourenpakete, offenbar bereits ein deutlicher Hinweis auf ein zu lösendes Problem.
Die weiteren (es geht ja um alle!) sollen gemeinsam mit dem Publikum erkannt werden. Die Darstellerinnen in ihren bunten Arbeitskombis deuten sie spielerisch an, die Gäste sollen sie erraten.
Und ja, natürlich kommen dabei einige Probleme vor, die (nicht nur) Jugendliche haben.
Vielleicht auch welche, die sie überhaupt noch nicht so deutlich haben, wie die Funktion des Gesundheitswesens. Die Hand Erwachsener in der Stoffentwicklung wird deutlich. Das deutete sich bereits im ersten Einspieler an, als eine Offstimme von der Flutkatastrophe im Ahrtal berichtete. Klar ein wichtiges Ereignis, klar in Verbindung mit Klimaveränderungen und Co. – doch das war 2021 und ist 2023 als Aufhänger eher suboptimal. Überraschend schnell ist die Problemfindung zu Ende, Krieg spielt erstaunlicherweise keine Rolle.

Der Chor ist dran. – Und ist richtig gut und wohl die eigentliche Entdeckung des Abends.
Dramaturgisch geht der erste Einsatz allerdings schief, denn parallel passiert in der Mitte etwas, während alle zu den singenden Jugendlichen schauen.
Als mir das auffällt, ist es auch schon vorbei, offenbar hat sich die Taskforce inzwischen für den ersten Einsatz ausgestattet, macht sich jedoch zunächst daran, zu erörtern, was dem Erreichen der perfekten Welt im Wege steht. Erneut greifen die Ideen hier sehr kurz, insbesondere, als einfach vorausgesetzt wird, dass zu den Kriterien einer perfekten Welt Konsens besteht.

Warum auch immer, und sehr wahrscheinlich auch kein Einfall der Jugendlichen, wird kurz danach das Thema Versicherungen unter Verwendung einer doch sehr alten Allianz-Werbung auf´s Korn genommen. Zwar ist die Persiflage ein gelungenes Zwischenspiel – doch warum? Und warum in dieser Ausprägung? Sollte tatsächlich hier DER Schwerpunkt aller Probleme liegen?

Die Taskforce wendet sich unvermittelt einem anderen Problem zu: Alle Tiere aus Massentierhaltung werden in einer (welt-/landes-weiten?) Rettungsaktion freigelassen.
Zwar wird dann recht gut aufgearbeitet, dass scheinbar einfache Lösungen (oder gut gemeinte Aktionen) weder einfach noch gut sind – in dieser Phase wird das Ganze tatsächlich kurzzeitig etwas tiefgründiger und spielerisch anspruchsvoller – doch gleich darauf ist diese Phase beendet – und das Stück auch.

Fragend sitze ich da und weiß nicht wirklich, was ich gesehen habe.
Bleibt als Fazit: Es war wohl gut gemeint.

Jens Pittasch

weitere Vorstellungen: 21. und 29. Juni 2023, jeweils 19.30 Uhr, Kammerbühne

Informationen: https://www.staatstheater-cottbus.de/programm/we-have-a-problem/

Besetzung:

Leitung: Leonie Arnhold
Mitarbeit: Sonja Waldhaus
Bühne: Hans-Holger Schmidt
Kostüm: Sarah Voigt
Leitung des Chores: Felix Theuner
Regieassistenz: Annelie Schötzig

Es singen und spielen: Carlotta David, Emily Faust, Julia Feldman, Mia Scholz, Anna Tydykova, Lea Zittlau und der Pop-Chor des Max-Steenbeck-Gymnasiums

Fotos: Marlies Kross, Leonie Arnhold

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