September, 2021

Do09sep19:30Rein GoldPremiere

Veranstaltungsdetails

Lassen sich Verhältnisse denken, die nicht von kapitalistischen Wirkmechanismen durchdrungen sind, wo nicht das Geld die Welt und gefährliche Heldenmythen die Köpfe regieren? Ausgehend von einem Dialog zwischen Göttervater Wotan und seiner Lieblingstochter Brünnhilde im 3. Akt der „Walküre“ nimmt Elfriede Jelinek die Geschehnisse in Richard Wagners monumentalem „Ring“- Zyklus in Augenschein und verlängert diese in unsere Gegenwart. Und plötzlich reicht das Gespräch vom Kampf um den Nibelungenschatz in mythologischer Vorzeit über Karl Marx’ Thesen in „Das Kapital“, bis zur Bankenkrise, dem höchst dubiosen Finanzgebaren eines deutschen Bundespräsidenten und den brutalen Morden einer nationalsozialistischen Terrorzelle in Zwickau.

Ort der wortreichen Auseinandersetzung ist Walhall, das Wohnhaus der Götterfamilie, eine Baustelle. Mittlerweile eine Bauruine. Wie rastlose Geister durchstreifen sie monologisierend den unwirtlichen Ort: Wotan, der Göttervater und Großunternehmer, der den Riesen einiges versprochen, sie dann aber ausgebeutet und betrogen hat, und Brünnhilde, die aufgebrachte Tochter, die den Gesetzen der Väter nicht mehr gehorchen will. In welcher Weise aber zeigt sich heute das Aufbegehren, wenn Marx und seine Theorien zwar noch zur Kapitalismusanalyse taugen, aber nicht mehr zur Utopie? Die Revolution schläft, wie Brünnhilde hinter dem Feuerwall. Die Sehnsucht nach gesellschaftlicher Veränderung und Transformation nimmt in Rein Gold unerwartete Formen an, die Frage nach den Helden, den alten und den neuen wird gestellt, an ihnen hängt Erlösungssehnsucht. Spätestens da befindet sich Elfriede Jelinek mit ihrem Text in unserer ganz unmittelbaren Gegenwart und Nähe.

Die Produktion Rein Gold ist die Weiterentwicklung einer Inszenierung, die im Dezember/Januar 2020 mit dem selben Regieteam und den AbsolventInnen der Falckenbergschule München im Werkraum der Münchner Kammerspiele entstand. Einzelne Bühnenelemente und Teile des Kostümbildes werden in die Neuinszenierung übernommen. Wir danken dem Direktor Jochen Noch, der Falckenbergschule und den Werkstätten der Münchner Kammerspiele für diese großzügige Unterstützung.

Zeit

(Donnerstag) 19:30

Ort

neue Bühne Senftenberg

Theaterpassage 1, 01968 Senftenberg

X
X
X