September, 2021

FR03sep19:00Eröffnung der Ausstellungen„Rolf Lindemann. Poesie des Alltags“ u n d „Sven Gatter. Echo Tektur. Ruinen und Modelle“

Veranstaltungsdetails

Rolf Lindemann. Poesie des Alltags | Dieselkraftwerk Cottbus

Der 1933 in Magdeburg geborene und 2017 in Berlin verstorbene Künstler Rolf Lindemann gehört zum Umfeld der „Berliner Schule“, der auch Maler wie Harald Metzkes, Hans Vent und Wolfgang Leber zuzurechnen sind. Diese Künstler orientierten sich an der französischen Moderne des Nachimpressionismus und entzogen sich den politischen Vorgaben der offiziellen Kunst in der DDR. Im Œuvre des Künstlers finden sich die klassischen Themen der Kunstgeschichte wie Stillleben, Landschaften, Interieurs, Porträts und Figurenbilder; zudem interessieren ihn Situationen des alltäglichen Lebens wie spielende Kinder, Szenen in Kaufhallen oder in der Sauna. Mit großer Sympathie für die Dargestellten und mitunter mit augenzwinkerndem Humor zeichnete er seine Figurenbilder. Dabei gelang es ihm in atmosphärisch dichten Darstellungen, das Typische der Situation oder des Porträtierten einzufangen. Oft malte er sein Atelier in unterschiedlichen Lichtstimmungen aus verschiedenen Perspektiven und gewährt so Einblick in die Werkstatt des Künstlers. Dabei fällt seine hohe Sensibilität im Um-gang mit Linien, Formen und Farbe auf. Ausgewählte Farbkombinationen werden zum Ausdrucksträger für Stimmungen oder dienen der Charakterisierung von Personen. Die Gemälde bleiben nicht in einer abbildhaften Realistik stecken, sondern loten die Bildfläche im Hinblick der Möglichkeit verschiedener Abstraktionsstufen aus. Rolf Lindemann gestaltete einen faszinierenden Bildkosmos, der in der Cottbuser Ausstellung zum ersten Mal in einer großen monographischen Schau umfassend präsentiert wird. Sie versammelt Werke aus sieben Jahrzehn-ten künstlerischen Schaffens, angefangen von einem frühen Selbstporträt aus dem Jahr 1943 bis hin zu den späten Figurenbildern und Abstraktionen.

Sven Gatter. Echo Tektur. Ruinen und Modelle| Dieselkraftwerk Cottbus

Seit einem Stipendienaufenthalt im Brandenburgischen Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf widmet sich der Künstler Sven Gatter verschwindenden Architekturen im ländlichen Raum. Die in dieser Auseinandersetzung entstehende Werkreihe nennt er ECHO TEKTUR. Zu ihr gehören mehrere Gruppen von Schwarz-Weiß- und Farbfotografien, die die ruinenartigen Reste von aufgegebenen Ziegelsteingehöften, Gasthöfen, kleineren Industrie- und Landwirtschaftsbetrieben sowie das in ihnen zurückgelassene Inventar zeigen. Seinen Bildgegen-stand macht er dabei nur fragmentarisch sichtbar, wodurch eine konkrete Verortung der festgehaltenen Objekte und Szenerien unmöglich wird. Stattdessen treten ihre Erscheinungsformen und Ordnungen in den Vordergrund. In die Werkreihe integriert er auch Fotografien von im Lehrbauhof Großräschen (Niederlausitz) gefundenen sowie im eigenen Atelier inszenierten Architekturmodellen und Materialkonstellationen. Die so herbeigeführte Konfronta-tion der Sujets Ruine und Modell begreift er als eine Metapher für die ambivalenten Phänomene, von denen Transformationsprozesse stets begleitet sind: Zerstörung und Neuinterpretation, existentielle Bedrohung und spielerische Anverwandlung, Frust und Lust. Zugleich will er sie als Projektionsfläche für all die offenen Fragen, die den strukturellen Wandel von ländlichen Regionen begleiten, verstanden wissen. Das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK) zeigt erstmals einen repräsentativen Ausschnitt der ECHO TEKTUR-Arbeit in einer Ausstellung.

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