Premiere am 25. Juni, Sommertheater Open Air – noch bis 7. Juli!
Ballettabend von Manuel-Joël Mandon frei nach dem gleichnamigen Roman von Alexandre Dumas dem Älteren
Im Kasernenhof wird gefochten und gekämpft, agieren Soldaten mit Gewehren, fährt eine Kutsche, schießt eine Kanone – wie passend an diesem Ort und aktuell unpassend zugleich, an allem Militärischen haften in diesem Sommer unwillkürlich Gedanken an die Ukraine.
Gelingt es, das auszublenden, erlebt man eine Vorstellung, in der die Tänzerinnen und Tänzer Außerordentliches leisten – ganz wörtlich, gehört doch Fechten nicht unbedingt zur klassischen Ballettausbildung. Hier dagegen ist es absolut passend, szenenweise von getanzten Stunts zu sprechen.
Ganz besonders gilt das für Emily Downs als D´Artagnan.
Ja, richtig gelesen – eine Tänzerin in der Hauptrolle.
Choreograf Manuel-Joël Mandon und sein Librettist Michael Bönisch haben die Geschichte ein wenig umgeschrieben.
Fehlt es auch dem Roman durchaus nicht an Humor, wird das Geschehen nach beider Lesart fast schon zum Klamauk. – Was leider, in Kombination mit der … nun sagen wir, heterogenen Musikauswahl, geeignet ist von der tänzerischen Leistung stark abzulenken.
Das aber ist in der Tat schade. Beweist doch das Cottbuser Ensemble einmal mehr seine enorme Vielfalt und tolle Genre übergreifende Fähigkeiten.
Ganz anders, als beispielsweise kürzlich in „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ ist der Handlungsfaden bei diesem Sommerspektakel eher Beiwerk – darf es gerade darum aber auch sein. Diesmal im Mittelpunkt steht die Sommerunterhaltung, und das gelingt rundum.
Bereits angesprochen wurde die Musik – sie stammt aus vielen Zeiten und vielen Stilen, reicht von Barock bis Beat, von Chanson bis Schunkeln.
Zwar halten sich zwei Damen vor uns ab und zu dezent die Ohren zu, wenn die Bässe (nach ihrem Empfinden) allzu sehr wummern, jedoch nur, um kurz darauf entspannt mitzuschaukeln, als auf der Bühne die Becher und Krüge erhoben werden.
Teil der freien, inhaltlichen Interpretation sind einige – gerade auch tänzerisch herausragende – Einfälle rund um Kardinal Richelieu. Alyosa Forlini gelingen Darstellungen dieser Figur, die zu Höhepunkten des Abends werden.
In großer Besetzung inszeniert gilt die Anerkennung jedoch allen Mitwirkenden. Die feste Ballettcompagnie des Staatstheaters wird um sechs Gäste, zwei Statisten und zwei Pferde samt Kutscher und Knecht(in) ergänzt. Und selbst in der Pause geht die Unterhaltung weiter. Nicht nur die zahlreich anwesenden und durchweg begeisterten Kinder nutzen die Chance, in und auf der echten, riesigen Postkutsche über das historische Pflaster zu rattern.
So gilt also meine dringende Empfehlung: Nutzen Sie diese besondere Chance in den nächsten Sommerabenden unbedingt!
Jens Pittasch
Besetzung
Choreografie/Soundcollage | Manuel-Joël Mandon |
Bühne | Juan León |
Kostüm | Adriana Mortelliti |
Choreografische Assistenz | Nina Natalja Fesenko |
Choreografische Assistenz | Denise Ruddock |
Dramaturgie | Anna Nolte |
D’Artagnan | Emily Downs |
D’Artagnan | Alessandra Armorina |
Athos | Stefan Kulhawec |
Porthos | Simone Zannini |
Aramis | Mario Barcenilla Rubio |
Kardinal Richelieu | Alyosa Forlini |
Kardinal Richelieu | Christoph Schedler |
Lady de Winter | Venira Welijan |
Rochefort | Christoph Schedler |
Proklamateur/Hutverkäufer/Wirt | Michael Apel |
Kleiderverkäuferin | Andrea Masotti |
Hauptmann de Tréville | Thomas Mietk |
Königin Anne | Petra Brehmer |
Schergen/Musketiere/Damen aus Paris/Damen im Reifrock | Inma López Marín Andrea Masotti |
Alessandra Armorina, Florine Fournier, Fuyumi Hamashima | |
Rekruten/Schergen/Herren aus Paris | Alyosa Forlini |
Alesssandro Giachetti | |
Richelieus Dienerin/Wirtin/Wache | Damen und Herren der Statisterie |
(Besetzung und Links übernommen von der Internet-Information des Staatstheaters Cottbus)