Dreiteiliger Ballettabend mit Choreografien
von Mauro Bigonzetti und Cayetano Soto
Premiere am 8. März 2025, gesehen am 14. März
Blitzschnell fanden wir uns in der Pause wieder nach Teil 1 und 2 dieses Ballettabends.
Und rechneten damit, dass auch Teil 3 eher kurz daher kommen würde.
Weit gefehlt!
Nach wenigen Minuten der Choreografie CANTATA empfand man die vorausgegangenen Stücke CONRAZONCORAZON und SORTIJAS als Vorspiel – was keinesfalls als Abwertung zu sehen ist.
Besonders das Duo SORTIJAS geht sehr nah und ist gerade in seiner Kürze, Konzentration und tänzerischen Exzellenz sehr eindrucksvoll.
Zuvor, beim titelgebenden CONRAZONCORAZON, gab es eine große Portion getanzten Humor und queere Ironie zu sehen. Während die Zeichnung der Figuren uniform-geschlechteroffen war, lag die Körperbetonung im Tanz stark auf männlicher Seite. Es ging schnell zur Sache in einem Reigen der Gruppen, teils etwas zu schnell, so dass wohl beabsichtige Synchronitäten ab und zu auf der Strecke blieben.
Mit CANTATA erlebten wir den thematischen Gegenentwurf zur modernen(?) Geschlechtersicht des ersten Teils. In sehr klaren Rollenbildern tanzen Männer um Frauen, lassen sich Frauen umwerben, zeigen sich die einen machohaft, die anderen herausfordernd – alle jedoch äußerst temperamentvoll und lebensfroh. Es wird nicht nur getanzt, sondern auch emotional gesungen und laut gestritten. Wir erleben ein Italien-Klischee vom Feinsten – und tänzerisch-choreographisch vom Allerbesten. Dieser dritte Teil ist wild und leidenschaftlich, anspruchsvoll und mitreißend – es fliegt das offene Haar der Tänzerinnen, wirbeln die Paare, finden und trennen sich, um im erneuten Gesang alle vereint zu sein.
Der Anspruch ist hoch, auch durch die nicht geringe Dauer des Tanzes, und als man meint, der Abend neigt sich zum Ende – bereits im Applaus – schwingt der Reigen nochmals hoch und reißt im Publikum so manche von den Sitzen.
Danke für diese sehr gelungene, erste Ballettpremiere unter der neuen Leitung der Sparte durch Inma López und Stefan Kulhawec. Dirk Neumann hatte über 19 Jahre hinweg das Cottbuser Ballett nicht nur zunächst gerettet, sondern es in Folge zu international anerkannter Qualität und zum Leistungsträger des Staatstheaters entwickelt. Es ist gut, dass es dem neuen Leitungsteam gelingt, diese Grundlagen zu nutzen und wohl in eine gute Zukunft zu führen.
Jens Pittasch
Besetzung:
Fotos: Bern Schönberger