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DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN

Das schlaue Füchslein - Szenenbild

DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN

DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN
Oper in drei Akten von Leoš Janáček
Libretto von Leoš Janáček nach der Geschichte von Rudolf Těsnohlídek
Für die deutsche Bühne bearbeitet und übersetzt von Max Brod
Musikalische Leitung: Johannes Zurl
Regie: Armin Petras

Staatstheater Cottbus, Großes Haus
Premiere am 28. Juni 2025

Zur lebendig, farbenreichen Ouvertüre ziehen Gewitter und Sturm durch den Wald (Projektion) und versuchen verängstigte Gestalten Schutz vor immer bedrohlicheren Naturgewalten zu finden.
Dieser bereits große Kontrast verstärkt sich kurz darauf, denn die Szenerie wechselt vom Wald in eine nahezu dystopische Hochhauskulisse in deren Mitte eine Art Bauruine die Bühne dominiert, umgeben von Müll und abgerissenen Figuren, mit einer Spielfläche darauf, so schräg, dass klar ist: Hier gibt es weder Halt noch Sicherheit.

An dieser Stelle vorangestellt der Hinweis, dass es sich bei diesem Stück nicht (wie oft missverstanden) um eine niedliche Kinderoper handelt – und bei dieser Inszenierung ganz und garnicht.

Leoš Janáček selbst sah seine Oper als eine poetische Reflexion über Freiheit, Liebe und den Kreislauf des Lebens, in der sich die menschliche und die tierische Welt durchdringen und die Grenzen zwischen ihnen aufgehoben werden. Er wollte die ständige Erneuerung und Vergänglichkeit der Natur zeigen, das Werden und Vergehen, doch auch die Versöhnung von Mensch und Natur musikalisch und szenisch gestalten.

Bei Armin Petras (Regie) kommt besonders die Menschenwelt sehr schlecht weg, und bietet auch der Wald kein ausgleichendes Element, er findet schlicht nicht statt – abgesehen vom Umherirren der Füchsin in Videosequenzen, in denen jedoch meist ebenfalls zivilisatorische Störungen die Natur durchbrechen. Und es lauern Fallen, Jäger und Wilderer, so dass den Tieren nur sehr kurze, glückliche Momente geschenkt werden.

Der Aufbau von Janáčeks Werk ist schwierig und gilt allgemein als herausfordernd in der Inszenierung. Anfangs wechseln sich sehr kurze Spielszenen, jeweils bei den Tieren oder den Menschen, mit musikalischen Zwischenspielen ab.

Diese bilden eigenständige instrumentale Szenen, die das Innenleben der Figuren, den Wechsel der Tageszeiten oder das Leben im Wald musikalisch ausmalen. Sie verschmelzen die Handlungsfäden und sind kleine Erzählungen – die in der Cottbuser Fassung von der rumänischen Videokünstlerin Maria Tomoiagă zwischen Realismus, Verfremdung und Fiktion filmisch umgesetzt werden.

Musikalisch bieten diese Übergänge sehr viel, was das Philharmonische Orchester, unter Leitung von Johannes Zurl, hervorragend umsetzt. Im Zusammenspiel mit den Sängerinnen und Sängern dagegen könnte die Abstimmung besser sein, stechen doch mal die Instrumente, mal einzelne Stimmen heraus – oder gehen fast unter. Offenbar wurde das erkannt und in Kauf genommen, denn das gesamte Stück, obwohl deutsch gesungen, ist übertitelt. So hätte man Gelegenheit, fehlendes Textverständnis lesend auszugleichen, was allerdings im Parkett erheblich zu Lasten des Nackens geht und stark vom Geschehen ablenkt.

Was schade ist, denn einerseits ist es nicht leicht, den teils verwirrend miteinander verwobenen Handlungssträngen zu folgen. Andererseits gibt es besonders in der masken- und kostümseitigen Zeichnung der Figuren viel zu entdecken.
Auch diese ist, bei Tier und Mensch, durch die Abwesenheit von Harmonie bestimmt.
Patricia Talacko (Kostüme) zeigt uns viele Zwischenwesen, die sich nirgendwo wohlfühlen können und deren oft nur angedeutete Rollen in dieser sonderbaren Welt schmerzhaft verwischen.

Armin Petras verabschiedet sich aus Cottbus mit einem verwirrend, beeindruckenden Werk über eine für viele verwirrend bis verängstigende Welt.

Janáček selbst sah seine Oper als ein poetisches, melancholisches, doch letztlich als ein lebensbejahendes Werk.
Petras hingegen entwirft Szenen und Figuren, die von Unsicherheit, Chaos und Bedrohung geprägt sind. Die Grenzen zwischen Mensch und Tier verschwimmen nicht in poetischer Harmonie, sondern in einer Atmosphäre der Entfremdung und Zerrissenheit. Unsere Welt ist beschädigt und die Hoffnung auf einen Neuanfang getrübt.
Als sehr kurze Andeutung eines Neubeginns erscheint am Ende dem desillusionierten Jäger die Tochter der getöteten Füchsin.

Jens Pittasch

BESETZUNG

weiterhin: Damen und Herren des Opernchores, Kinder- und Jugendchor, es spielt das Philharmonische Orchester des Staatstheaters Cottbus

INFORMATIONEN UND KARTEN

Fotos: Bernd Schönberger

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