Mai, 2022

Dies ist eine wiederkehrende Veranstaltung

FR20mai20:008. Philharmonisches KonzertSterben werd’ ich, um zu leben

Veranstaltungsdetails

„O glaube, mein Herz, o glaube. Es geht dir nichts verloren!“, so hebt das Altsolo im 5. Satz von Mahlers AUFERSTEHUNGS­SINFONIE an. Es ist musikalische Philosophie, was der Kompo­nist hier betreibt. In seiner Partitur stellt er die großen Sinn­fragen der menschlichen Existenz: Ist das Leben nur ein furcht­barer Spaß, der mit dem Tod ein für alle Mal endet? Oder bleibt etwas zurück, gibt es eine Apotheose des Schmerzes, ein Weiter-, ein höheres Leben? Getreu dem Beethoven’schen Motto „per aspera ad astra“ – „durch Mühen zu den Sternen“, trotzt auch Mahler dem Schicksal einen höheren Sinn ab. Das Hauptthema der Sinfonie, das im Getriebe der Komposition zerrieben zu werden droht, wird mit Chor und Soli zu einem grandiosen Schluss geführt. Sein Untergang ist seine Auferste­hung, sein Aufgehen im großen Ganzen der Musik.

Mit dem berühmten Lied „Urlicht“ im 4. Satz und dem großen Schlusschor ist Mahlers 2. Sinfonie eine Hommage an die musikalisch-literarische Tradition, ein Spiel mit Texten und Motiven aus „Des Knaben Wunderhorn“ und Klopstocks „Die Auferstehung“, Ende und Anfang einer völlig neuen Sinfonik am Ausgang des langen 19. Jahrhunderts. „Sterben werd’ ich, um zu leben“ – so lautet die große Einsicht auf dem Höhepunkt des Endes. Für Mahler liegt hierin das ureigene Wesen der Kunst.

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