Bereits in ihrem ersten Roman „Aufstand der Fischer von St. Barbara“ stellt Anna Seghers die für ihr ganzes späteres Schreiben charakteristische Frage nach der Kraft der Schwachen. Ein Fischerdorf kämpft im Streik für bessere Arbeitsbedingungen: 

Während sich die Bewohner im Aufstand anfangs miteinander solidarisieren, reißen am Ende alle sozialen Bande. Im Dorf herrschen elendere Bedingungen als zuvor. 

Kurz nach Erscheinen des Buches nahm Regisseur Erwin Piscator die Novelle 1934 zur Vorlage für sein Spielfilmdebüt. Darin lässt er jedoch den Aufstand nicht niederschlagen, sondern den Film in einer blutigen Schlacht enden, in der der Kampfgeist um bessere Bedingungen nicht klein zu kriegen ist.

Ausgehend von diesem Stoff bringt die Autorin und Regisseurin Milena Michalek nach ihrer vielbeachteten Version der ANNA KARENINA ein weiteres Stück über Einsamkeit, Verlassenheit und Solidarität auf die Cottbuser Bühne. Mit Cottbuser*innen und dem Ensemble führt sie Gespräche über Streik und Streit, über Trotz und Trauer, über Sehnsüchte und Bedürfnisse. Aus diesen Geschichten und Gedanken hat Michalek ein Stück entwickelt, das Seghers’ soziale Fragen nach Perspektiven und Orientierung auf das unruhige Heute überträgt.  Es ist ihr Versuch, in schwierigen Zeiten andere Perspektiven, Orientierung und vielleicht sogar ein wenig Trost zu spenden.

Von und mit: Cottbuser Bürger*innen, Torben Appel, Manolo Bertling, Sophie Bock, Gunnar Golkowski